AllgemeinBrennernordzulauf

Brenner-Nordzulauf – Bahn veröffentlicht die Ausmaße der Bauphase: Auswirkungen auf das gesamte Inntal

Im Rahmen der Dialogforen hat die Deutsche Bahn Ende Juli 2023 weitere Details zur Bauphase der geplanten Zulauftrasse zum Brennerbasistunnel veröffentlicht. Die Auswirkungen durch die Dimensionen und Laufzeiten des Baus für eine zusätzliche Neubautrasse des Brenner-Nordzulaufs sind für alle Bewohner des Inntals erschreckend. Direkt betroffen ist eine Gesamtfläche von ca. 45 Hektar zwischen Fischbach und Niederaudorf. An der engsten Stelle des Inntals entstehen neben den Zu- und Abfahrtswegen, die über die Autobahn und Staatsstraßen laufen (was zusätzliches Staupotenzial auf den Straßen verursacht), auch ein „bauzeitlicher“ Verladebahnhof, sowie Bauausrüstungsflächen insbesondere für den Erdaushub der Tunnel (ca. 2 Mio. Kubikmeter!) und sogenannte mobile Betonwerke. Was das an Schmutz und Staub verursacht, kann man sich vorstellen. In Tirol war und ist das gut zu beobachten. Doch bleibt diese Belastung für Umwelt und Mensch nicht an Ort und Stelle. Der Erler Wind trägt den Staub täglich am Vormittag Richtung Norden und am Nachmittag Richtung Süden. Es trifft also alle Gemeinden im Inntal und das 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr – geplant ca. 15 Jahre lang und Brannenburg ist auch mit dabei.

Die Landwirte im Niederaudorfer und Flintsbacher Gemeindegebiet sind nicht zu beneiden. Die benötigten Bauausrüstungsflächen können viele Jahre nicht bewirtschaftet werden, die anschließend wegen der zu erwartenden Bodenverdichtung nicht mehr nutzbar sein dürften. Außerdem ist eine sogenannte Verknüpfungsstelle dort geplant. Ausgleichsflächen gibt es im Inntal nicht in ausreichendem Umfang. Viele Landwirte von betroffenen 20 Betrieben müssen dann aufgeben. Das kann nicht das Interesse eines regionalen Versorgungszieles sein. Die Aufgabe der dazugehörigen Almbewirtschaftung ist die logische Folge daraus.

Der Tourismus im gesamten Inntal dürfte sich dann erledigt haben. Welcher erholungssuchende Gast will in einem Gebiet mit Dauerlärm und -staub seinen Urlaub verbringen?

Man sieht, es geht alle Inntaler etwas an. Wollen wir das alles? Auch wenn die Bundesregierung Auftraggeber für dieses Verkehrsprojekt ist, ist die bayerische Staatsregierung mit ihrer „bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie“ in der Pflicht die Bevölkerung insbesondere vor solchen zusätzlichen Umweltbelastungen zu schützen. Die bayerischen Politiker verweisen jedoch immer hinsichtlich der Verantwortlichkeit nach Berlin.

Die Bürgerinitiativen stehen hinter der Forderung, dass mehr Güter auf die Schiene verlagert werden müssen. Obwohl es genügend freie Kapazitäten auf dem bestehenden Bahnnetz im Rosenheimer Raum gibt, ist ein politischer Wille der Verkehrspolitik zur Verlagerung bislang nicht zu erkennen. Das gesamte Inntal als Lebensraum, Naherholungs- und Feriengebiet für ein Bahnprojekt zu opfern, dessen Sinnhaftigkeit mit sehr vielen Fragezeichen versehen ist, kann nicht Sinn einer verantwortungsvollen Klimaschutzpolitik sein – von einer Versiegelung weitreichender landwirtschaftlicher Nutzfläche ganz zu schweigen.

Wer sich Überblick verschaffen will, kann die wesentlichen Eckpunkte zum Thema auf dem Positionspapier des Bürgerforums Inntal sehen.
Auch eine Karte mit dem Flächenbedarf während der Bauzeit im Bereich Fischbach – Niederaudorf wurde von der DB Netz AG veröffentlicht.

Text: Helmut Enzinger und Theo Geflitter